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Mit Vollgeld aus der Schuldenkrise

Bei 90 Prozent des Geldes, das sich heute im Umlauf befindet, handelt es sich um elektronisches Geld. Es wird von den Banken und Sparkassen generiert, die dann damit spekulieren. Handfestes Geld aus Münzen und Banknoten macht lediglich 10 Prozent der umlaufenden Zahlungsmittel aus. Auch deshalb mehren sich die Stimmen, die ein Umdenken bei der Geldpolitik fordern.

Elektronisches Geld verleitet zum Spekulieren

Früher durften Banken keine Geldscheine drucken. Aus einem guten Grund, sagen viele Experten. Sie fordern seit langem, dass das nun auch mit dem elektronisch erzeugten Geld passieren sollte. Da es nicht wirklich von Wert unterlegt ist und die Banken es zur teilweise unkontrollierten Spekulation nutzen, ist es auch eine wichtige Ursache für Staatsverschuldung und Finanzkrisen.

Damit das System nicht aus den Fugen gerät und die Volkswirtschaften nicht den Überblick über umlaufendes Geld verlieren, schlagen Wirtschaftswissenschaftler das Vollgeld vor. Dahinter verbirgt sich das Prinzip, nachdem allein die Zentralbanken Banknoten und Münzen herstellen dürfen. Alle anderen Geldinstitute sollten ausschließlich mit Geld wirtschaften, das ihnen die Anleger zur Verfügung stellen.

Vollgeld sollte die Alternative sein

Da sich mit Vollgeld alle umlaufenden Zahlungsmittel vollständig in Geldscheinen und Münzen materialisieren, werden auch überbordende Spekulationen verhindert. Da es sich nicht vermehren kann, ohne dass die Zentralbanken zustimmen, wären 60 Prozent der Staatsschulden im Euroraum früher oder später vom Tisch, hoffen die Verfechter der Idee. Für die Menschen wird durch diese tiefgreifende Reform das Geldsystem wieder verständlicher. Ihr Geld auf den Konten ist selbst bei der Pleite einer Bank wieder sicher. Denn es kann sich nicht in Luft auflösen. Gewinne aus der Wertschöpfung stünden nur noch der Gemeinschaft zur Verfügung. Eine Umverteilung von unten nach oben, also von Arm zu Reich, ist nicht mehr möglich. Denn Geld kann nicht mehr allein durch verzinste Kredite in den Umlauf gebracht werden. Vollgeld wird in zahlreichen Ländern bereits umfangreich diskutiert. In der Schweiz ist diese Idee sogar bereits auf dem Weg zu einer Volksabstimmung.

Kreditinstitute müssen sich umstellen

Vor allem auf die Investment-Banken kommen durch das Vollgeld ganz neue Zeiten zu. Ihr Eigenhandel würde sehr stark eingeschränkt, auf den für sie einträglichen Handel an der Börse müssten sie verzichten. Durch eine Vollgeldreform, so die Vordenker dieser Idee, können Staatsschulden in kürzerer Zeit getilgt werden. Dann würden die Banken auch aus der Staatsfinanzierung aussteigen. Für die Anleger in Staatspapiere heißt das, sich neue Möglichkeiten für die Geldanlage suchen zu müssen. Weil es aber an den Finanzmärkten weniger auf und ab geht, haben auch Spekulanten eingeschränkte Gewinnmöglichkeiten.

Eine umfassende und allgemeinverständliche Darstellung liefern Thomas Mayer und Roman Huber in „Vollgeld: Das Geldsystem der Zukunft. Unser Weg aus der Finanzkrise“, erschienen im Tectum Verlag 2014.

Florian Gerber

Ich fing bei Null an und hatte mit 26 Jahren ein Nettovermögen von etwas mehr als einer Million Euro. Ich hatte wirklich eine gute Zeit. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Ich habe zu hoch gepokert. Meine Frau und ich haben im Laufe von zweieinhalb Jahren alles verloren. Danach habe ich alles gelesen, was ich in die Hände bekommen konnte. Auf MeineGeldanlage.com versuche ich, mein Wissen zu dokumentieren.