Wertpapiere außerhalb der Börse handeln
Als außerbörslicher Handel werden Wertpapiertransaktionen bezeichnet, die außerhalb einer institutionalisierten Börse erfolgen. Derartige Wertpapiergeschäfte werden oft auch als Freiverkehr oder Direkthandel bezeichnet. In den USA, aber auch hierzulande, werden solche Transaktionen auch Over-the-Counter-Geschäfte (OTC-Handel) genannt. Traditionell wird auch die Bezeichnung „Telefonhandel“ verwendet, obwohl die meisten dieser Geschäfte heute online abgewickelt werden. Als Teilnehmer im außerbörslichen Handel treten sowohl Banken und Sparkassen als auch Makler mit Börsenzulassung und Onlinebroker auf. Privatanleger benutzen regelmäßig die Handelsplattformen von Onlinebrokern, die meist auf die Bedürfnisse von privaten Investoren ausgelegt sind.
Außerbörslicher Handel funktioniert auch mit börsennotierten Wertpapieren. Von dieser Möglichkeit machen Handelsteilnehmer besonders dann Gebrauch, wenn eine Transaktion außerhalb der Börsenhandelszeiten stattfinden oder nicht publik werden soll. Daneben spielt oft auch der Aspekt der Einsparung von Transaktionskosten eine wichtige Rolle. Häufig werden so großvolumige Transaktionen in Dark Pools abgewickelt. Daneben werden regelmäßig Derivate verschiedenster Art online gehandelt. Online handeln auch die Handelspartner bei OTC-Optionen. Schließlich sind im außerbörslichen Handel auch solche Teilnehmer tätig, die Wertpapiere kaufen oder verkaufen wollen, die nicht zum Börsenhandel zugelassen sind.
Im außerbörslichen Handel werden häufig Investoren aktiv, die ein maßgeschneidertes Produkt, etwa ein Zinsderivat mit einer bestimmten Laufzeit, benötigen, das in dieser Form als Standardprodukt an der Börse nicht angeboten wird. Das gilt beispielsweise dann, wenn ein Unternehmen oder eine Bank bestimmte Zins- oder Währungsrisiken absichern will und dazu auf ein Instrument mit einer spezifischen Laufzeit zurückgreifen muss. Besonders bei CFDs, ETFs und Finanzderivaten aller Art ist der außerbörsliche Handel vom Volumen her bedeutender als der Börsenhandel.
Erfolgreich außerbörslich investieren
Aufgrund der vielfältigen Aktivitäten von Onlinebrokern ist der außerbörsliche Handel für private Anleger besonders interessant. Praktisch läßt sich außerbörslicher Handel für diese als Direktgeschäft mit dem Emittenten oder über einen Makler realisieren. Dabei stellt der Anleger via Internet eine Anfrage zum Preis eines bestimmten Anlageprodukts an seinen Onlinebroker. Dieser nennt ggf. sofort oder nach Konsultation des Emittenten bzw. eines Maklers einen zunächst noch unverbindlichen An- oder Verkaufspreis. Sodann hat der Anleger einige Sekunden Zeit zur verbindlichen Annahme dieses Angebots und bekommt sodann die verbindliche Bestätigung der erfolgten Transaktion, wobei die Software der meisten Onlinebroker es ermöglicht, das Geschäft im elektronischen Orderbuch nachzuvollziehen.
Außerbörslicher Handel lohnt sich besonders für aktive Trader, die so die oft erheblichen Börsengebühren und gegebenenfalls auch börsenplatzspezifische weitere Transaktionskosten einsparen können. Zudem erlaubt der außerbörsliche Handel oft auch die individuelle Anpassung eines gehandelten Produkts an die Bedürfnisse des Anlegers. Desweiteren profitieren Anleger beim Direkthandel von extrem kurzen Ausführungsfristen. Interessant ist der außerbörsliche Handel auch wegen seiner hohen Flexibilität und seiner großen Kreativität bei der Entwicklung neuer Anlageprodukte. Für Investmentbanken lohnt sich der Direkthandel oft auch wegen der attraktiven Margen, die durch einen großzügig berechneten Bid-Ask-Spread entstehen können.
Dagegen setzt sich der Anleger beim außerbörslichen Handel gewissen Risiken aus, die aus einer geringeren Kontrolle und Beaufsichtigung der Handelsteilnehmer resultieren. Zudem ist die Marktenge bestimmter Anlageprodukte und das eventuelle Fehlen von Referenzmärkten zu berücksichtigen. Außerdem ist darauf zu achten, dass nicht alle Handelsplattformen die Eingabe von Limit-Orders erlauben und dass nicht bei allen Anbietern eine Einsicht in das Orderbuch möglich ist. Diese Umstände bedingen eine gegenüber dem klassischen Börsenhandel reduzierten Markttransparenz. Zudem ist zu bedenken, dass viele Geschäfte des außerbörslichen Handels eine wesentlich niedrigere Liquidität als bei Börsentransaktionen aufweisen. Schließlich besteht bei manchen Handelsteilnehmern im außerbörslichen Handel ein gewisses Kontrahentenrisiko, insbesondere die Gefahr einer Insolvenz des Vertragspartners. Wer dies vermeiden möchte, sollte Geschäfte nur mit langjährig als seriös und solvent bekannten Emittenten, Maklern oder Onlinebrokern tätigen. Zusätzlich lassen sich Aufrechnungsvereinbarungen treffen und ergänzende Sicherheiten bestellen. Solche Zusatzsicherheiten sind besonders bei OTC-Derivaten empfehlenswert. Bei vielen innovativen Anlageprodukten existiert die Möglichkeit eines Clearings über zentrale Marktteilnehmer mit besonders hoher Bonität.