Kluge Investoren streuen das Risiko
Risikostreuung sollte bei jedweder Finanzstrategie mit Investments, bei denen Anleger Verluste erzielen könnten, oberste Priorität genießen. Investoren sollten niemals alles auf eine Karte setzen: Bei Aktien zum Beispiel kann theoretisch der Totalverlust drohen. Wer sein Geld ausschließlich in eine Aktiengesellschaft investiert und diese meldet Insolvenz an, verliert seine kompletten Ersparnisse. Hat ein Anleger aber nur einen kleinen Teil seines Vermögens für den Aktienerwerb aufgewendet, halten sich die Verluste in überschaubaren Grenzen.
Risiken begrenzen: Immer verschiedene Investments wählen
Jeder empfehlenswerten Finanzstrategie liegt das Prinzip der Risikostreuung zugrunde. Das bedeutet, dass Sparer in Geldanlagen mit einem unterschiedlichen Verhältnis von Sicherheit und Renditechance investieren. Tagesgeld und Festgelder bieten im Vergleich zu anderen Anlageformen zwar eine niedrigere Rendite, dafür aber ein Höchstmaß an Sicherheit. Bei einer Bankenpleite steht der Staat für eine Anlagesumme von bis zu 100.000 Euro in voller Höhe ein. Einen Teil des Vermögens sollten Anleger in solchen Kapitalanlagen sparen, so haben sie stets ein sicheres Fundament für den Notfall. Eine ähnlich hohe Sicherheit weisen Staatsanleihen von wirtschaftsstarken Staaten auf. Hier greift zwar nicht die eben genannte gesetzliche Einlagenversicherung, es ist aber unwahrscheinlich, dass zum Beispiel Deutschland seine Kredite nicht mehr bedienen kann.
Allerdings sollten Sparer nicht nur solche Kapitalanlagen in Betracht ziehen, sie werfen zu geringe Renditen ab. Sie sollten nur als Absicherung dienen. Darüber hinaus sollten Anleger Investments einbeziehen, die eine höhere Rendite versprechen. Dazu zählen Aktien, Immobilien, Edelmetalle, Unternehmensanleihen und Anleihen von nicht so wirtschaftsstarken Staaten wie Deutschland. Auch hier sollten sie an das Prinzip der Risikostreuung denken und in verschiedene Anlagenformen investieren. So kann es zum Beispiel zu einem allgemeinen Kurssturz an der Börse kommen, weil Investoren eine Wirtschaftskrise befürchten. In einem solchen Fall wäre es klug, wenn Anleger in ihrem Portfolio wertstabile Immobilien oder Edelmetalle wie Gold und Silber besitzen. Gold und Co. gewinnen in krisenhaften Zeiten sogar stark an Wert, weil sich viele Investoren in diese klassische Krisenwährung flüchten. Zugleich empfiehlt es sich nicht, einseitig in solche Anlageformen zu investieren. Die Kurse von Edelmetallen können auch stark fallen, auf dem Immobilienmarkt können Spekulationsblasen platzen.
Auch innerhalb der Anlageformen sollten Sparer ihr Geld streuen. Einzelne Investments können sich immer als fatal erweisen, auch wenn sich der Gesamtmarkt positiv entwickelt. Das trifft etwa auf Aktien zu. An Börsen herrschen grundlegende Trends, denen aber nicht alle Aktienkurse folgen. Trotz guter Wirtschaftslage und optimistischer Investoren kann ein Kurs einbrechen, wenn ein Unternehmen in betriebswirtschaftliche Schwierigkeiten gerät. Eventuell wird es von einer Strafzahlung erschüttert, es verliert Marktanteile an Konkurrenten oder groß angelegte Investitionen floppen. So etwas lässt sich auch von Profis nicht jedes Mal vorhersagen. Bei Unternehmensanleihen bestehen dieselben Gefahren. Wird überraschend das Geld knapp, erhalten Anleger vielleicht nur noch einen Teil ihres Kapitals zurück. Auf dem Immobilienmarkt lauern ebenfalls Risiken. Wer ausschließlich in eine Stadt investiert, kann auf das falsche Pferd setzen. Eventuell sinkt die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern an diesem Standort, die fest eingeplanten Einnahmen schwinden. Zudem existiert das Risiko von Mietausfällen. Beim Besitz einer oder weniger Wohneinheiten fallen diese schwer ins Gewicht.
Investitionen mit Bedacht auswählen: Beispiel Aktien
Eine nachhaltige Risikostreuung gelingt nur, wenn sich Investoren mit den grundsätzlichen Funktionsweisen jeder Anlageklasse auseinandersetzen. Bei Aktien heißt das zum Beispiel, dass sie sich über die unterschiedlichen Branchen und deren möglichen Unsicherheiten informieren sollten. Viele Aktien aus dem Bereich Internet zeichnen sich etwa durch größere Verlustrisiken aus. Oftmals investieren diese Gesellschaften hohe Summen in eine Idee, verdienen damit aber noch kein Geld. Zeitigt das Konzept Erfolg, können sich Aktionäre über große Kurssprünge freuen. Schlägt es aber fehl, drohen enorme Verluste. Anleger sollten deshalb nur mit einem Teil ihres Geldes solche Wertpapiere kaufen.
Das Gleiche gilt für Aktien aus Staaten, die noch nicht zum Kreis der Industrienationen zählen. Mit Papieren aus Brasilien, Indien, Russland oder der Türkei lassen sich attraktive Gewinne erzielen, aber niemand kann unter anderem aufgrund politischer Turbulenzen Talfahrten ausschließen. Deshalb sollten Investoren auch sogenannte konservative Wertpapiere in ihr Portfolio aufnehmen. Dabei handelt es sich um bereits am Markt etablierte Aktiengesellschaften, die über umfangreiche Werte verfügen, hohe Umsätze tätigen, ansprechende Gewinne einfahren und meist hohe Dividenden ausschütten. Wer das Prinzip der Risikostreuung ernst nimmt, erwirbt solche Aktien aus verschiedenen Branchen. Infrage kommen beispielsweise die Auto- und die Maschinenbauindustrie, Energieversorger, Chemieunternehmen, Versicherungskonzerne und Lebensmittelhersteller.
Risikoverteilung mit Investmentfonds
Risikostreuung lässt sich in allen Anlageklassen auf einfache Weise mit Investmentfonds realisieren. Zwei Argumente sprechen für diese Anlageform: Erstens müssen Anleger nicht selbst mögliche Einzelinvestments analysieren. Das übernehmen die Fondsmanager jeweils im Rahmen des abgesteckten Anlagehorizonts. Zweitens können Sparer ihr Geld schon mit geringen Summen breit streuen. Investmentmondfonds können sie mit kleinen Beträgen erwerben, häufig ab 250 bis 500 Euro. Mit Fondssparplänen können sie mit wesentlich geringeren, regelmäßigen Summen Anteile erwerben. In beiden Varianten partizipieren sie an den Märkten und haben zugleich das Prinzip der Risikostreuung verwirklicht. Bei einzelnen Investitionen bräuchten sie dafür weit mehr Kapital. Am gravierendsten zeigt sich der Unterschied auf dem Immobilienmarkt: Mit einem Immobilienfonds beteiligen sich Besitzer von Anteilsscheinen an zahlreichen Projekten, meist an vielen verschiedenen Standorten. Alleine bräuchten sie dafür hohe Millionensummen. Auch bei Aktien erfordert Risikostreuung einen gewissen Grundstock an Kapital. Aufgrund der Gebühren beim Kauf und Verkauf von Aktien lohnen sich Investments meist erst ab rund 1.000 Euro.
Doch Vorsicht: Fonds gewährleisten nicht in allen Fällen eine optimale Risikostreuung. Es kommt jeweils auf den Anlagehorizont an. Investiert ein Fonds nur in Aktien einer bestimmten Branche in einem einzelnen Land, fassen die Manager ihre Auswahl sehr eng. Ein solcher Fonds sollte deshalb nur ein Bestandteil der Finanzstrategie sein. Wer mit nur einem Investmentfonds Risikostreuung umsetzen will, sollte im Fondsvergleich Produkte mit breiteren Ansätzen heraussuchen. Es empfehlen sich beispielsweise Fonds, die deutsche und europäische Schwergewichte aus unterschiedlichen Branchen einbeziehen. Indexfonds interessieren ebenfalls, wenn ihnen ein bedeutender Index und kein Spezialindex zugrunde liegt. Ein Indexfonds auf den DAX30 setzt sich zum Beispiel genauso wie dieser deutsche Leitindex zusammen und umfasst damit die bedeutendsten Unternehmen aus vielfältigen Sektoren.